Welches Wort versetzt selbst die erfahrensten Lieferketten-Experten in Panik?
Materialengpässe.
Kein anderes Thema sorgt für so viel Hektik und Eskalations-Meetings in Unternehmen wie das Engpassmanagement.
Nachfragespitzen, Wetterkapriolen, Fachkräftemangel: All diese Faktoren setzen Ihre Lieferkette unter Druck. Und selbst wenn leere Supermarktregale zu Pandemiezeiten der Vergangenheit angehören: Ihr Unternehmen wird auch in Zukunft Materialknappheit auf dem Schirm haben müssen.
McKinsey-Analysten haben ausgerechnet, dass heute „Schocks, die Lieferketten für mindestens einen Monat unterbrechen – einschließlich Naturkatastrophen, Cyberattacken und Pandemien” im Durchschnitt alle 3,7 Jahre auftreten.
Der Silberstreif am Horizont? Materialengpässe sind zwar unvermeidbar, ihre Folgen jedoch schon. Über die Herausforderungen, die Supply Chain-Experten auf dem Schirm haben sollten – und wie Sie damit umgehen können.
Die Lehre nach drei Jahren Pandemie? Unsere Lieferketten sind viel brüchiger als gedacht. Hier sind die Gründe:
Wenn wir über Herausforderungen im Engpassmanagements sprechen, müssen wir auch über die mangelnde Transparenz sprechen, die globale Lieferketten seit Jahrzehnten plagt.
Laut einer Deloitte-Umfrage haben nur 13 % der Unternehmen einen vollständigen Überblick über ihre Lieferkette. 71 % der Unternehmen haben nur einen begrenzten oder gar keinen Überblick über ihre „Tier 2”-Lieferanten.
Kein Wunder: Unternehmen setzen bei der Beschaffung und Produktion auf ein riesiges Netzwerk globaler Fabriken. Lieferketten sind dadurch so groß, komplex und voneinander abhängig geworden, dass es unmöglich scheint, die Auswirkungen von Materialengpässen aufzudröseln. Ein gordischer Knoten.
Das führt uns direkt zur nächsten Herausforderung: Prozesskomplexität. Lieferkettenprozesse sind im Prinzip ein Mega-Prozess, der sich aus vielen Mikro-Prozessen zusammensetzt: ausgeführt von verschiedenen Teams, in verschiedenen Abteilungen und noch mehr verschiedenen Systemen.
Deshalb haben Materialengpässe so häufig Auswirkungen in vor- und nachgelagerten Prozessen, die vielleicht nicht immer sichtbar, aber dafür umso spürbarer sind. Wenn die Produktion pausiert, weil Bestände leergefegt sind. Wenn der Vertrieb seine Quote nicht erreicht, weil Bestseller fehlen. Wenn der Kundendienst mit Beschwerden über Lieferverzögerungen überrollt wird und auf Expressversand setzt, um aufzuholen. Wenn die Finanzabteilung sich wundert, warum die Versandkosten ausufern.
Alle diese Abteilungen sind eng miteinander verbunden und doch völlig isoliert. Solange es Supply Chain Leadern nicht gelingt, diese Silos einzureißen und die vor- und nachgelagerten Auswirkungen von Engpässen zu verstehen, ist ihre Arbeit ungleich schwerer.
Vor der Pandemie waren Lieferketten vor allem auf schlanke Lagerbestände getrimmt, um Lagerkosten zu senken. Aber Konzepte wie Lean Manufacturing, Just-in-Time oder Just-in-Sequence funktionieren in Zeiten ständiger Lieferkettenstörungen einfach nicht mehr. Wir haben gesehen, wie ein einzelnes Ereignis das System zum Wackeln bringen kann - siehe Halbleiterengpässe oder leere Toilettenpapierregale zu Corona-Zeiten.
Um den Lieferkettenstörungen von heute und morgen standzuhalten, müssen Unternehmen einen besseren Weg finden, um Kosten und Lagerbestände in Einklang zu bringen.
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Das bedeutet, dass Sie die Bestandsoptimierung überdenken und von Just-in-Time auf Just-in-case umstellen müssen, indem Sie zusätzliche Bestände für kritische Artikel vorhalten. Wenn Sie wissen, welche Materialien produktionskritisch sind, können Sie diese proaktiv umverteilen und Bestände auffüllen, bevor ein Stockout droht.
Trotz enormer technologischer Fortschritte in Bereichen wie KI, Real-time Data Analytics und Machine Learning versuchen viele Unternehmen noch immer, Lieferengpässe mit den Stift-und-Papier-Tools des 21. Jahrhunderts zu bewältigen: ERPs und Excel-Tabellen.
Laut Allied Market Research geben 67,4 % der Supply-Chain-Manager an, dass sie Excel-Tabellen als ihr primäres Management-Tool verwenden. (Hand heben, wenn Sie dazugehören.)
Das bringt mehrere Probleme mit sich.
Excel-Berichte sind bekanntermaßen nicht nur anfällig für Fehler – sobald Sie die letzte SKU hinzugefügt haben, sind sie auch schon wieder veraltet. Wie aber sollen Sie Orders at Risk (gefährdete Aufträge) angehen, wenn Sie eine Woche brauchen, um die notwendigen Daten zusammen zu suchen?
Ihr ERP-System wiederum kann zwar eine Momentaufnahme Ihres Bestands liefern, aber es tut sich schwer, die Folgen eines fehlenden Materials im weiteren Verlauf der Lieferkette aufzuzeigen. Die Folge: Um Servicelevels einzuhalten, arbeiten Ihre Teams im Dauer-Krisenmodus.
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Die Probleme im Supply Chain Management haben sich nicht grundlegend geändert – sie haben sich durch die Pandemie jedoch verschärft. Die gute Nachricht ist, dass laut dem Global Supply Chain Pressure Index, der die Stressfaktoren in der Lieferkette misst, das Schlimmste hinter uns liegt.
Doch angesichts der schwelenden geopolitischen Konflikte und dem steigenden Tempos von Lieferkettenverwerfungen, brauchen Supply Chain-Experten größere Transparenz und eine datengestützte Entscheidungsfindung, um mit Engpässen besser umgehen zu können.
Um ihre Lieferketten gegen Schocks abzusichern, sollten Unternehmen die jüngsten Technologiesprünge in Bereichen wie KI, Process Mining, Prozessintelligenz und Machine Learning aufmerksam verfolgen.
Die leistungsstärksten Unternehmen (wie Mercedes-Benz oder Freudenberg) haben bereits die richtigen Prozesse, Technologien und eine entsprechende Unternehmenskultur eingeführt, um von einem reaktiven zum proaktiven Engpassmanagement überzugehen.
Sie nutzen Process Mining, um einen 360°-Überblick über ihre Lieferkette zu erhalten. Sie testen Szenarienplanung und Simulationen, um sich auf Störungen wie geopolitische Risiken, Naturkatastrophen und Marktreaktionen einzustellen. Und sie experimentieren mit prozessintelligenter KI und Automatisierung, um die Lücke zwischen Erkenntnissen und Maßnahmen zu schließen. Neugierig geworden? Erfahren Sie, welche Lehren Sie aus der Lieferkettenkrise ziehen und Materialengpässe intelligenter bewältigen können.
Tiefer eintauchen:
6 Wege, Lieferengpässe smarter zu managen und Ihre Supply Chain SLAs einzuhalten
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